Liebe Freunde, Familie, Bekannte, Verwandte und Interessierte,

 

es ist unsagbar schwer mit dem Verlust seines Kindes Leben zu müssen und diesen Weg, den wir nun gehen müssen zu gehen. Wir sind nicht mehr die, die wir waren. Und wir werden es auch nie mehr sein. Dieser Verlust hat uns verändert. Er hat unseren Blick auf alles verändert.

 

Für die, die uns kennen oder uns nahe stehen, ist das auch nicht leicht. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen, sie können vielleicht unser Verhalten manchmal nicht mehr verstehen und das ganze Thema ist vielen auch einfach unangenehm.

Viele sagen deshalb gar nichts mehr oder wenden sich gar von uns ab. Vielleicht um nichts Falsches zu sagen, vielleicht, weil es für sie selbst schwer ist, sich damit zu befassen und man will sich natürlich auch gar nicht vorstellen, das einen so etwas selbst genauso treffen könnte. Vielleicht will der eine oder andere ja auch lieber solche Menschen, denen so etwas passiert ist, gar nicht kennen?!

 

Ich kann das irgendwie verstehen. DER TOT ist ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft und passt einfach nicht in die schöne heile Welt, in der eigentlich jeder gerne leben möchte…

 

Ich muss sagen, es hat mich anfangs schockiert und verletzt, wie sich manche Menschen uns gegenüber verhalten haben. Das z.B. einige Leute, von denen ich dachte, sie wären meine Freunde und ständen mir Nahe (auch wenn man nicht jede Woche Kontakt hat und vielleicht etwas weiter aus einander wohnt) sich überhaupt nicht gemeldet haben…

 

Inzwischen habe ich Verständnis für vieles und kann es auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Es ist natürlich auch manchmal komisch, wenn ich zum Beispiel im Aldi einkaufen gehe und sehe den ein oder anderen Bekannten, der sich dann plötzlich schnell umdreht und die Richtung wechselt...

 

Ich weiß, das mich damit niemand verletzten will, das es einfach Unsicherheit ist und der Gedanke: Bevor ich vielleicht etwas Falsches sage, sage ich lieber gar nichts… Auch damit müssen wir lernen zu leben. Freundschaften und Beziehungen haben sich verändert oder gehen auch aus einander. Jeder lebt sein eigenes Leben und wir wollen natürlich auch niemanden zur Last werden oder gar eine Zumutung sein….

 

Das mitzuerleben und zu akzeptieren, dass sich der Freundes/Familien/Bekanntenkreis auch verändert oder gar zum Teil wegbricht, ist zusätzlich schwer!

 

Für diejenigen, die uns Ihre Hand reichen wollen und sich nicht scheuen, den Kontakt mit uns zu halten, die Mitfühlen und Verständnisvoll sind, die bereit sind uns weiterhin begleitend zur Seite zu stehen, habe ich hier noch einen schönen Text gefunden:

 

Danke fürs lesen!

 

Eure Bettina

 

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Mitmenschen, nehmt uns trauernde Eltern an!

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.

Die Wunde in uns ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.

Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.

 

Gestattet uns unseren Weg, der lang sein kann.

Drängt uns nicht, so zu sein, wie früher, wir können es nicht sein.

Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind.

Lasst euch sagen, dass wir uns selbst fremd geworden sind.

Habt Geduld!

 

Wir wissen, dass wir Bitteres in eure Zufriedenheit streuen, dass euer Lachen ersterben kann, wenn ihr unser Erschrecken seht, dass wir euch mit Leid konfrontieren, das ihr vermeiden möchtet.

 

Wenn wir eure Kinder sehen, leiden wir.

Das "Nie mehr" ist wie ein Schrei in uns, der uns lähmt.

Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.

Wir haben die Sicherheit verloren, in der ihr noch lebt.

 

Ihr haltet uns entgegen: auch wir haben Kummer!

Doch wenn wir euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet, erschreckt ihr.

Aber verzeiht: unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen, dass es viele Arten von Schmerz gibt. Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.

 

Unsere Kinder begleiten uns.

Vieles, was wir hören, müssen wir auf sie beziehen.

Ihr vergangenes Leben mit uns zwingt uns zum Vergleich.

Wir hören euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab.

 

Nehmt es an, wenn wir von unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen,

wir tun nur das, was in uns drängt. Wenn wir eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.

 

Lasst unsere Kinder bedeutend werden vor euch.

Teilt mit uns den Glauben an sie.

Noch mehr als früher sind sie ein Teil von uns.

Wenn ihr unsere Kinder verletzt, verletzt ihr uns.

Mag sein, dass wir sie vollendeter machen, als sie es waren,

aber Fehler zuzugestehen fällt uns noch schwer.

Zerstört nicht unser Bild! Glaubt uns, wir brauchen es so.

 

Versucht, euch in uns einzufühlen.

Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst.

Glaubt daran, dass wir eines Tages mit

neuem Selbstverständnis leben werden.

Euer "Zu-trauen" stärkt uns auf diesem Weg.

 

Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen,

werden wir euch freier begegnen.

Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort und Blick,

unser Unglück zu leugnen.

Wir brauchen eure Annahme.

 

Vergesst nicht: wir müssen so vieles von neuem lernen,

unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.

Bleibt an unserer Seite!

Lernt von uns für euer eigenes Leben!

 

(Erika Bodner)